Verabschiedung von Marie-Luise Frey-Jansen
07.12.2024 ds_rk Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Eine Tradition geht zu Ende
Leiterin der Textilwerkstatt, Marie-Luise Frey-Jansen, wird am 8. Dezember verabschiedet
Institution schließt nach 133 Jahren
Marie-Luise Frey-Jansen ist als Leiterin der Textilwerkstatt am Elisabethenstift in Darmstadt am zweiten Advent in der Stadtkirche Darmstadt verabschiedet worden. Den Gottesdienst gestalteten Pfarrer Dr. Markus Zink, Referent für Kunst und Kirche in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), und Stadtkirchenpfarrer Karsten Gollnow. Marie-Luise Frey-Jansen leitete die Textilwerkstatt seit 2001 und geht jetzt in den Ruhestand. Markus Keller, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Textilwerkstatt, würdigte die Verdienste der langjährigen Leiterin in einer Ansprache.
Die traditionsreiche kirchliche Einrichtung wird zum Ende des Jahres geschlossen. Die einzige Mitarbeiterin konnte eine neue Arbeitsstelle im Bereich Weberei in der Region (finden. Die Textilwerkstatt blickt auf eine Geschichte zurück, die bis ins Jahr 1891 reicht. Damals wurde sie als Paramentenwerkstatt des Diakonissen-mutterhauses Elisabethenstift in Darmstadt gegründet.
Die vergangenen Jahre waren geprägt von Herausforderungen und notwendigen Veränderungen. 2003 wurde die Textilwerkstatt im Rahmen von Umstrukturierungen im Elisabethenstift ausgegliedert. Unter der Leitung von Prof. Ferdinand Barth entstand die „Initiative Paramentik“, die zur Gründung der gemeinnützigen GmbH Paramente-Textilkunst führte. Diese neue Gesellschaftsform trat am 1. April 2004 in Kraft und brachte fünf Gesellschafter zusammen: die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, das Elisabethenstift Darmstadt, das damalige Evangelische Dekanat Darmstadt-Stadt (seit 2022 Ev. Dekanat Darmstadt), die damalige Evangelische Stiftskirchengemeinde Darmstadt (heute Martin-Luther-Gemeinde) und den Förderverein für Paramentik e.V.
Seit 1981 unterstützte zudem der Verein zur Förderung der Paramentik unter Vorsitz von Dr. Martin Zentgraf die Textilwerkstatt, indem er das Bewusstsein für die Bedeutung der Paramentik als Textilkunst im Raum der Kirche durch Ausstellungen und Vorträge wachhielt und förderte. Der Verein beschloss Mitte 2024 seine Auflösung.
Die Textilwerkstatt fand ihre neue Heimat im Souterrain des Pfarr- und Gemeindehauses der damaligen Stiftskirchengemeinde, heute Martin-Luther-Gemeinde, im Prinz-Christians-Weg. Dieser Umzug stellte einen bedeutenden Umbruch dar. Die Werkstatt musste sich von großzügigen, hellen Räumlichkeiten mit vielen Arbeitsplätzen trennen und sich in drei kleinere Räume umorganisieren. Die Herausforderung bestand nicht nur darin, die Werkstatt unter neuen Bedingungen weiterzuführen, sondern auch die umfangreiche Ausstattung und Materialien sinnvoll unterzubringen. Dank der Unterstützung des damaligen Pfarrers Klaus Stolze und dessen Stiftskirchengemeinde konnte die Färberei in einem ehemaligen Bad eingerichtet werden. Der Umbau der Räumlichkeiten bot schließlich Platz für verschiedene Arbeitsbereiche wie Stick- und Webräume sowie Lagerräume für Materialien.
Von 2004 bis 2024 wurden in der Textilwerkstatt fünf Auszubildende zur Paramentikerin oder „Textilgestalterin im Handwerk“ mit einer Zusatzausbildung in Paramentik ausgebildet. Diese neue Ausbildungsordnung wurde staatlich anerkannt, was der Werkstatt neue Perspektiven eröffnete. Zudem kamen Praktikantinnen aus verschiedenen Ländern in die Textilwerkstatt. Die Fusion der Stiftskirchengemeinde mit der Martinsgemeinde 2008 zur Martin-Luther-Gemeinde ermöglichte zudem die Mitnutzung des Gemeindesaals als Präsentationsraum und Arbeitsstätte.
Weil die EKHN die nötigen finanziellen Mittel zur Unterstützung der Textilwerkstatt nicht mehr bereitstellen konnte, musste diese zum 1. Oktober 2024 geschlossen werden. Eine 133 Jahre alte Tradition geht damit in Darmstadt zu Ende. „Die Textilwerkstatt am Elisabethenstift war nicht nur ein Ort des Handwerks, sondern auch ein Raum für Kreativität, Ausbildung und interkulturellen Austausch“, sagt Marie-Luise Frey-Jansen. Paramentenwerkstätten gibt es heute unter anderem noch in Ludwigslust, Ratzeburg, Backnang, Neuendettelsau, Dresden und Berlin.
Marie-Luise Frey-Jansen gestaltete für den Gottesdienst den Altar textil (s. Bild).
Am 8. Dezember war in der Stadtkirche zugleich die Ausstellung "Unglaublicht" von Roland Lentz zum letzten Mal zu sehen, die seit 8. November lief.
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