Frieden braucht Zusammenhalt
Dekanat
11.05.2019
ds_rk
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Zeichen des Zusammenhalts
Veranstaltung „Religionen für den Frieden“ im Hessischen Staatsarchiv in Darmstadt
Es ist ein schönes Zeichen, das die Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften da im Staatsarchiv gesetzt haben: Nach jedem der Redebeiträge hängen sie Buchstaben an eine im Karolinensaal gespannte Leine, so dass am Ende zu lesen ist: Frieden braucht Zusammenhalt.
Diesen haben die Beteiligten eindrücklich bei ihrer traditionellen Veranstaltung „Religionen für den Frieden“ am 8. Mai, dem Tag der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zur Beendigung des II. Weltkriegs, demonstriert. Stadträtin Iris Behr würdigte die Veranstaltung in ihrem Grußwort als Beitrag für das Gemeinwohl in der Stadt: „Wir brauchen jeden einzelnen, wir brauchen Organisationen und Institutionen, Vereine und auch die Religionsgemeinschaften“, so Behr, „um für Toleranz und Respekt einzutreten, um den Mitmenschen zu sehen und ihn anzuerkennen“.
Nach vielen Jahren im Justus-Liebig-Haus fand die Veranstaltung in diesem Jahr erstmals im Staatsarchiv statt. Rund 60 Personen nahmen teil. Das Ensemble Aramesk gestaltete die Veranstaltung musikalisch mit: Sängerin Maria Kaplan, Mustafa Kakour an der Oud und Markus Wach am Kontrabass trugen aramäische und arabische Stücke vor. Das Trio hat sich zur Aufgabe gemacht, mit seiner Musik arabische und europäische Kultur zusammenzuführen.
Im Mittelpunkt der öffentlichen Veranstaltung stand das Jahresthema der AG Religionen für den Frieden: „Was uns zusammenhält“. Ziel der beteiligten Religionsgemeinschaften ist es, sich für Frieden und für ein gedeihliches Miteinander in Darmstadt einzusetzen. So sprach Senay Altintas von einem „Werkzeugkasten für einen konstruktiven Zusammenhalt“. Jeder Beitrag jeder Religionsgemeinschaft solle als „Werkzeug für den Frieden“ dienen und für einen friedfertigen und toleranten Umgang miteinander in der Stadt plädieren.
So stellte jede Religionsgemeinschaft ihren Beitrag unter einen bestimmten Aspekt. Lucia Kehr, Pastoralreferentin im Katholischen Dekanat Darmstadt, etwa stellte das Jeremia-Wort „Suchet der Stadt Bestes“ über das Zusammenwirken als Religionen für den Frieden in der Stadt, in der es unterschiedliche und vielfältige Religionen und Weltanschauungen gebe. Helmut Wagner von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten betonte die Liebe Gottes, die in der Liebe der Menschen untereinander sichtbar wird. Diese drücke sich in Wertschätzung aus, die nicht von Gegenleistung abhängig sei, so Wagner. „Wertschätzung und gegenseitiger Respekt gehören zu den grundlegenden Werten einer funktionierenden Gesellschaft“, zitierte er den Benediktinerpater und Autor Anselm Grün.
Auf eine „achtsame Sprache“ machte Winfried Schmidt von der Neuapostolischen Kirche aufmerksam, Sprache sei Ausdruck von Haltung. Die rumänisch-orthodoxe Gemeinde stellte zum Thema Akzeptanz ein Wort ihres Metropoliten Bartholomeu von Cluj (gest. 2011) in den Mittelpunkt, der sagte: „Glaube du deinen Glauben. Und respektiere den Glauben des Anderen. Auch wenn du nicht überzeugt bist, dass sein Glaube der wahre ist, musst du akzeptieren dass er, in seinem Glauben, ein ehrlicher, gutgläubiger Mensch ist und kein Täuscher.“
Ulrike Hofmann, Pfarrerin für Ökumene und interreligiöses Gespräch im Evangelischen Dekanat Darmstadt-Stadt, , die „Religionen für den Frieden“ koordiniert, hob die „goldenen Regel“ hervor, „damit das Zusammenleben der Menschen gelingt“ und zitierte das biblische Doppelgebot der Liebe, Gott und seinen Nächsten zu lieben. Darüber gehe Jesus mit dem Gebot der Feindesliebe noch hinaus, so Ulrike Hofmann. Die Feindesliebe weise „neue Perspektiven auf, die Spirale von Hass und Gewalt zu überwinden und Frieden nachhaltig zu stabilisieren“.
Zum Umgang mit Fremden zitierten Mitglieder des Interreligiösen Arbeitskreises die Mahnung aus dem 3. Buch Mose: „Der Fremde bei euch soll wie ein Einheimischer gelten“ und zudem das Wort Jesu: „Was ihr den Geringsten unter meinen Mitmenschen getan habt, das habt ihr mir getan.“ Dies soll Maßstab im Zusammenleben sein. Zum Thema Respekt und Toleranz zitierten Vertreter des Erziehungs- und Kulturvereins der Al Rahma Moschee aus dem Koran, „Anderssein in Farbe, Religion, Kultur und Einstellung zu akzeptieren und zu respektieren“.
Das Pfingstfest als Fest der Verständigung, der Sprachgrenzen-Überwindung und Kommunikation spiegele den „Traum einer globalen Völkerverständigung“ wider, sagte Evangelos Kyprianidis von der griechisch-orthodoxen Gemeinde. Gegenseitige Achtung und das Voneinander-Lernen sorgten für Frieden. Die Barmherzigkeit stellte Senay Altintas von der Emir Sultan Moschee in den Vordergrund: Barmherzigkeit bedeute, „für alle Lebewesen das Gute wollen und ihnen helfen“. "Nur eine solidarische Welt kann eine gerechte und friedvolle Welt sein", zitierte Rainer Pidun von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und setzte den Schwerpunkt auf das Helfen als Ausdruck christlicher Nächstenliebe. Am Ende sprachen alle beteiligten Vertreterinnen und Vertreter der Religionen - das ist schon Tradition - eine Selbstverpflichtung (Text s. unten).
Im Anschluss gab es Begegnung und Austausch unter den Vertreterinnen und Vertretern der Religionsgemeinschaften bei einem gemeinsam zusammengetragenen Fingerfood-Buffet.
In der AG „Religionen für den Frieden“ vertreten sind sind Bahá’i Gemeinde Darmstadt, Emir-Sultan-Moschee, Erziehungs- und Kulturverein der Al Rahma Moschee, Evangelisches Dekanat Darmstadt-Stadt, Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Griechisch-Orthodoxe Kirchengemeinde, Jüdische Gemeinde Darmstadt, Katholisches Dekanat Darmstadt, Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Neuapostolische Kirche, Rumänisch-Orthodoxe Kirchengemeinde. Zudem wirkt der Interreligiöse Arbeitskreis an der Veranstaltung „Religionen für den Frieden“ mit.
Selbstverpflichtung der Religionen in Darmstadt
Als Angehörige verschiedener Religionen in Darmstadt verpflichten wir uns,
das Beste für unsere Stadt zu suchen und
ein friedliches Zusammenleben der Menschen zu ermöglichen.
Wir verpflichten uns,
eine Gesellschaft auf Grundlage gemeinsamer Werte und Ideale zu entwickeln.
Wir verpflichten uns,
einander zu respektieren und eine Kultur der Toleranz und Offenheit zu fördern.
Wir verpflichten uns,
für Gewaltlosigkeit und Ehrfurcht vor allem Leben einzutreten.
Wir verpflichten uns,
miteinander auf der Suche nach Frieden zu bleiben.
Wir verpflichten uns,
für Gerechtigkeit und eine soziale Gesellschaft einzutreten.
Wir verpflichten uns,
die Schöpfung zu bewahren.
Wir verpflichten uns,
solidarisch für das Gemeinwohl zu handeln.
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