Engagiert für eine lebensnahe und lebendige Kirche
18.10.2019
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GUNDERNHAUSEN. Pröpstin Karin Held blickte auf seinen beruflichen Werdegang zurück und nannte ihn als Pfarrer einen dreifachen „Zeiger“: Kuhlmann habe einen menschenfreundlichen Gott gepredigt und gelebt sowie von sich weggezeigt auf Jesus. Außerdem habe er andere sehr wertgeschätzt und ihnen einen guten Platz im Leben und der Gemeinde gezeigt. Dekan Arno Allmann dankte dem Theologen für sein außerordentliches Engagement im Dekanat Pröpstin Karin Held blickte auf seinen beruflichen Werdegang zurück und nannte ihn als Pfarrer einen dreifachen „Zeiger“: Kuhlmann habe einen menschenfreundlichen Gott gepredigt und gelebt sowie von sich weggezeigt auf Jesus. Außerdem habe er andere sehr wertgeschätzt und ihnen einen guten Platz im Leben und der Gemeinde gezeigt. -Land. „Sie haben sich sehr konstruktiv eingebracht, kollegial gehandelt und sich in kurzer Zeit gut eingefügt - in den Kreis der Kolleginnen und Kollegen auf Dekanatsebene und in die Gemeinde.“ Dass der scheidende Pfarrer wie auch seine Frau Juliane in der Gemeinde sehr beliebt sind, betonte Georg Dintelmann als Vorsitzender des Gundernhäuser Kirchenvorstands. Martin Kuhlmanns letzter Predigt in der Dorfkirche lag sein Lieblingstext aus der Bibel zugrunde: Jesus stillt den Sturm auf dem See (Markus 4, 35-41). Dies sei auch als Auftrag zu verstehen „möglichst viele zu ermutigen mitzufahren“, Alt und Jung einzuladen und diesen zu vermitteln „hier bin ich gesehen und wahrgenommen mit meinen Schwächen und Stärken“. Kuhlmann sagte: „In den Stürmen unseres Lebens sitzt Jesus mit in unserem Lebensboot – auch wenn manchmal alles dagegen spricht.“ Mit Blick auf Menschen, die auf Booten über das Mittelmeer flüchten, mahnte der Seelsorger, es sei heilige Pflicht denen zu helfen, die in Seenot geraten sind, denn Kirche müsse für alle da sein.
Kirche als wichtiger Bestandteil des dörflichen Lebens
„Es waren gute und intensive Jahre. Gemeinsam mit vielen Ehrenamtlichen konnten wir in Gundernhausen Traditionelles bewahren und weiterentwickeln sowie an verschiedenen Stellen etwas Neues initiieren“, so Kuhlmann. Kurz nachdem er und seine Frau Juliane 2014 in das Pfarrhaus eingezogen waren, stand die umfangreiche Außen-Sanierung der Kirche an. „Da konnte ich von meinen Erfahrungen mit der Sanierung der Unionskirche in Idstein profitieren. Außerdem haben wir als Kirchengemeinde mit vielfältigen und kreativen Fundraising-Aktionen, Mailings und Sponsoring viel Geld einsammeln können“, freut sich der Theologe. Der dörfliche Charakter des Roßdorfer Ortsteils hatte ihn gereizt, denn dieser unterschied sich deutlich von der Kleinstadt Idstein, wo Kuhlmann 20 Jahre als evangelischer Pfarrer wirkte und mit einer Kollegin für 4.500 Gemeindemitglieder zuständig war. In Gundernhausen waren es 1.350. Sich immer wieder neu auf die örtlichen Gegebenheiten und Bedürfnisse einzustellen und zu fragen, wie Menschen Kirche erleben sollen, das gehört für ihn zum Leben eines Landpfarrers dazu. „Mir war stets wichtig, dass wir in einer Gemeinde leben und an einer Kirche bauen, die einen Lebensbezug zu den Menschen hat. Wo Menschen sich wiederfinden, wo sie Heimat und Gemeinschaft finden, wo sie sich mit Fragen und Sorgen, Sehnsüchten und Ängsten sowie mit Freud und Leid wiederfinden. Eine lebensnahe, lebendige Gemeinde – das war immer mein Ziel.“ Dass die Gundernhäuser Kirchengemeinde Teil des dörflichen, gesellschaftlichen Lebens ist, hat ihm gefallen. Gemeinsam mit dem Kirchenvorstand und Ehrenamtlichen pflegte er die Gemeinschaft und baute sie aus. Das zeigte sich nicht nur an der traditionellen Kerb mit dem Gottesdienst, der Teilnahme am Kerbumzug und einem großen Weinstand. Auch beim Fest der Feuerwehr und anderen Vereinen ist die Verzahnung des Dorfes mit der Kirchengemeinde deutlich zu spüren. Besondere kirchliche Angebote wie das Sommerfest rund um das Gotteshaus, das Erntedankfest und die Waldweihnacht werden sehr gut angenommen. Kuhlmann hat einen Männerkreis initiiert, der sich monatlich trifft, Wanderungen, Ausflüge und vieles mehr veranstaltet. Ein Bibelgesprächskreis wurde etabliert und seine Frau Juliane Kuhlmann, von Beruf Sozialpädagogin, gestaltete als geistliche Begleiterin regelmäßig Angebote wie ‚Meditation im Alltag‘ oder auch Fastenkurse. „Besonders dankbar waren wir für alles Getragensein in den Zeiten der Krankheit, eingebettet in die herzliche Gemeinschaft in Gundernhausen“, betont Kuhlmann. Er und seine Frau schauen gerne über den Tellerrand hinaus. So erlebten sie die Partnerschaft von Idstein mit der Kirche in Tansania als prägend. „Ein vertrauensvolles Leben zu führen, Gastfreundschaft als Selbstverständlichkeit und mit Fröhlichkeit unter ärmlichen Bedingungen leben, das haben uns die Schwestern und Brüder in Afrika immer wieder gezeigt.“ Die Ökumene in Gundernhausen und Roßdorf hat er als gutes Miteinander erlebt – von den ökumenischen Bibelwochen bis zu Christi Himmelfahrt auf dem Rehberg. Zu predigen war eine große Leidenschaft von Martin Kuhlmann und auch Menschen auf unterschiedliche Weise zum Glauben einzuladen: sei es durch niederschwellige kirchliche Angebote wie Kultur mit gutem Essen zu verbinden oder auch sich an einem Musicalprojekt zu beteiligen wie im Reformationsjahr 2017.
Berufliche Stationen
Martin Kuhlmann ist in einem dörflichen Stadtteil von Herborn aufgewachsen, die Kinder- und Jugendarbeit des CVJM hat ihn geprägt. Nach seinem Diplom als Religionspädagoge studierte er Evangelische Theologie in Heidelberg. An sein Vikariat im Kreis Marburg-Biedenkopf erinnert er sich gerne. Als spannend charakterisiert er auch das einjährige Spezialvikariat an der US-amerikanischen Ostküste in Baltimore, da war er bereits verheiratet und Vater. Dann kehrte die Familie 1984 zurück nach Deutschland und Martin Kuhlmann konnte als Pfarrer in der ländlichen Gemeinde Runkel-Steeden ein eigenes Profil entwickeln. Nach Idstein, wo die drei Kinder aufgewachsen sind und noch immer ein großer Freundeskreis besteht, werden er und seine Frau zurückkehren. Sie haben dort ein Häuschen gekauft, das gerade renoviert und eingerichtet wird. Kuhlmann, der ursprünglich Elektrotechnik studieren wollte, kann vieles an handwerklichen Arbeiten selbst ausführen. „Bislang richtete sich mein Leben beruflich und privat nach dem Kalender der Gemeinde, das hat meine Frau mir ermöglicht. ‚Ohne meinen Kalender sage ich nichts‘ – diesen Satz habe ich oft geäußert.“ Die neue freie Zeit will der Ruheständler im Taunus auch für seine Hobbies Radfahren, Wandern oder Motorradfahren nutzen. Er und seine Frau Juliane musizieren gerne und werden das auch in den Idsteiner Chören tun. Da die drei erwachsenen Kinder in Darmstadt, Berlin und Australien wohnen, sind Besuche geplant. Aber auch die „neue Freundschaften und wunderbare Beziehungen, die Gundernhausen zur neuen Heimat gemacht haben“, will das Paar pflegen.
Gemeinde kompetent für die Zukunft machen
Martin Kuhlmann hat sich in den letzten Jahren mit den Mitgliedern des Kirchenvorstands intensiv mit der Zukunft der Kirchengemeinde Gundernhausen beschäftigt, beschäftigen müssen. Denn ab Januar 2020 wird nur noch eine halbe Pfarrstelle zu Verfügung stehen. Die Kürzung um 50 Prozent zwingt die Verantwortlichen dazu, die Aufgaben neu zu verteilen. Die Nachfolgerin oder der Nachfolger wird fast nur noch rein pfarramtliche Tätigkeiten übernehmen können, d.h. Gottesdienste halten, für Taufen, Trauungen und Beerdigungen zuständig sein sowie bei Bedarf seelsorgerische Gespräche führen. Deshalb werden Administration und Verwaltung zukünftig von anderen Personen erledigt. „Wir haben versucht, die Mitglieder des Kirchenvorstands kompetent zu machen und vieles in den Ausschüssen für Bauen, Jugendarbeit, Haushalt oder Gottesdienst zu erarbeiten. Von der digitalen Kollektenkasse bis zur kaufmännischen Buchführung sind viele Kompetenzen inzwischen bei dem Sekretariat und den Ehrenamtlichen vorhanden“, betont der scheidende Pfarrer. Die Pfarrstelle ist nach dem Weggang von Martin Kuhlmann vakant. Diese ist zwar ausgeschrieben, aber mit einer Besetzung wird im günstigen Fall im Frühjahr 2020 gerechnet.
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