Amtswechsel in Nord-Nassau
Pröpstin Bertram-Schäfer: Hoffnung in die Welt tragen
EKHNSabine Bertram-Schäfer, Pröpstin von Nord-Nassau07.12.2020 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
EKHN/BongardAnnegret Puttkammer und Sabine Bertram-Schäfer (r): Amtsübergabe in der Corona-PandemieÜbertragung des Amtswechsels der Pröpstinnen für Nord-Nassau hier nochmals auf YouTube ansehen
Die neue evangelische Pröpstin für den Bereich Nord-Nassau, Sabine Bertram-Schäfer, hat das Verbreiten von Hoffnung als eine der wichtigsten Aufgaben der Kirche angesichts der aktuellen Lage bezeichnet. Bei ihrer Einführung erinnerte sie am Freitagnachmittag (4. Dezember) in der Herborner Stadtkirche an die Vereinsamung von Älteren in der Corona-Pandemie, die Herausforderungen des Pflegepersonals oder die kritische Situation von vielen Gastronomiebetrieben. „Als Kirche Jesu Christi ist es unsere Aufgabe, Hoffnung in die Welt zu tragen. Wer, wenn nicht wir Christen, können und sollen Hoffnung in dieser Zeit verbreiten?“, sagte die 54 Jahre Theologin, deren Amt mit der einer Regionalbischöfin vergleichbar ist. Im September wurde die langjährige Dekanin des Dekanats Büdinger Land von der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zur Pröpstin gewählt. Offizieller Dienstantritt ist Januar. Sie ist dann für rund 200.000 Evangelische in 169 Kirchengemeinden in der Region Mittelhessen und an Lahn und Ems zuständig. Erstmals in der Geschichte der hessen-nassauischen Kirche wurde ein Amtswechsel von leitenden Geistlichen wegen der Corona-Pandemie ohne mitfeiernde Gemeinde im Gottesdienst begangen aber dafür live im Internet übertragen.
Bertram-Schäfer: Allen Rede und Antwort stehen
In ihrer Predigt im Gottesdienst sagte Bertram-Schäfer, dass sie in vielen Gemeinden und an vielen Stellen in der evangelischen Kirche „immer wieder Orte der Hoffnung“ finde. So sei das Bemühen überall gegenwärtig, den Menschen trotz Abstand und Kontaktbeschränkung in der Corona-Pandemie nahe zu bleiben und Hoffnung zu verbreiten. Als Beispiele nannte sie kirchliche Impulse in Tageszeitungen, Telefonandachten oder kreative Gottesdienste. Zudem sei die Kirche weiter in der Seelsorge in Pflegeheimen und Krankenhäusern aktiv, ebenso mit ihrer Arbeit in Kindertagesstätten, in Schulen oder bei der Trauerbegleitung unter schwierigsten Hygiene-Bedingungen. „Jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung und dem Glauben fragt“, darin sehe sie ihre Aufgabe als Pröpstin. „Wenn es uns gelingt, die Menschen neugierig zu machen auf das was uns erfüllt, dann gelingt es uns, Hoffnung zu verbreiten, sagte sie. Bertram-Schäfer: „Lassen Sie uns mit der Hoffnung die Welt in Erstaunen versetzen.“
Puttkammer: Gemeinden, die ausstrahlen und ermutigen
Die scheidende Pröpstin für Nord-Nassau, Annegret Puttkammer, erinnerte in dem Gottesdienst an das zurückliegende Jahrzehnt, das von Veränderung und Wandel geprägt gewesen sei. So hätten Prognosen der mittelhessischen Region eine düstere Zukunft prophezeit, die so nicht eingetreten sei. Viele Kirchengemeinden hätten „beherzt neue Wege beschritten“, die beispielsweise beim Hessentag in Herborn 2016 deutlich geworden seien. Nach Worten Puttkammers haben sie trotz vieler Herausforderungen wie zuletzt der Coronakrise „ausstrahlend und ermutigend“ gewirkt. Puttkammer hatte das Amt der Pröpstin seit 2011 inne. Die 57 Jahre alte Theologin wechselt zum Jahresende als Direktorin zum Neukirchener Erziehungsverein nach Neukirchen-Vluyn bei Duisburg.
Stellvertretende Kirchenpräsidentin Scherf: Wahrnehmen und hinhören
Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf bezeichnete in ihrer Einführungsrede Sabine Bertram-Schäfer als Theologin, die „schon immer über den eigenen Tellerrand geschaut hat“. So habe sie sich sozial-diakonisch in der Tafelarbeit engagiert oder landeskirchenweit als Mitglied der Kirchensynode sowie in zahlreichen Arbeitskreisen. Zudem habe Bertram-Schäfer bereits angekündigt, eine Pröpstin zu sein, die „das Wahrnehmen und Hinhören ins Zentrum stellt“. Scherf würdigte die scheidende Amtsinhaberin Annegret Puttkammer als „engagierte, besonnene und von tiefem Gottvertrauen getragene Pröpstin“. Sie habe „menschliche Zugewandtheit, Rollenklarheit und Verlässlichkeit“ ausgezeichnet. Es sei ihr gelungen, die Verantwortung für die Propstei mit der Verantwortung für die Gesamtkirche zu verbinden.
EKHN-Präses Oelschläger: Wahlergebnis an der Hundert-Prozent-Marke
Der Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Ulrich Oelschläger, bezeichnete Sabine Bertram-Schäfer als Amtsinhaberin, die „zur Bewältigung der bevorstehenden Aufgaben die besten Voraussetzungen mitbringt“. So habe sie es mit ihrem Team geschafft, aus vormals drei Dekanaten ein Vereintes zu formen. Oelschläger würdigte Annegret Puttkammer als Pröpstin, die in „freundlicher und zugewandter Art eine natürliche Autorität ausgestrahlt“ habe. Sie hat sich nach Oelschlägers Worten sowohl in der Kirchenleitung als auch in der Synode große Achtung erworben, was nicht zuletzt „durch ein der Einhundert-Prozent-Marke angenähertes Wiederwahlergebnis 2016 dokumentiert ist“.
Dekan Friedrich: Authentische und zupackende Menschen
Der Dekan des Dekanats Biedenkopf-Gladenbach warb in seinem Grußwort für die Region. So sei in Nord-Nassau nicht nur die Landschaft schön, sondern auch die Menschen. Viele engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, besondere Pfarrerinnen und Pfarrer, Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher arbeiteten „authentisch, zupackend und generationenübergreifend“. Friedrich: „Wir lieben den Gottesdienst und die Diakonie. Wir feiern Erfolge und tragen gemeinsam an den Niederlagen – und suchen neue gute Wege zu den Menschen, die mit Gott bislang wenig anfangen können.“
Landrat Wolfgang Schuster: Freiraum für Begegnungen lassen
Wolfgang Schuster, Landrat des Lahn-Dill-Kreises wünschte der neuen Pröpstin Bertram-Schäfer im Amt „Erfüllung bei ihrem seelsorgerischen Wirken und Freiraum für Begegnungen mit Menschen in der Region, die sie faszinieren und ihre Arbeit inspirieren.“ Wer an herausgehobener Stelle stehe und für andere Orientierung gebe, brauche aber auch Menschen, die den Weg „konstruktiv-kritisch und fair begleiten“, so Schuster. Annegret Puttkammer bezeichnete er als leitende Geistliche, die „nachhaltige Eindrücke und sichtbare Spuren für alle“ hinterlassen habe. Sie solle vor allem Erinnerungen und Erfahrungen mitnehmen, die ihr auch als neue Direktorin des Neukirchener Erziehungsvereins Neukirchen-Vluyn und damit auch Chefin von 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut nutzen könnten.
Zur Person: Sabine Bertram Schäfer
Sabine Bertram-Schäfer sprach sich zuletzt in ihrer Bewerbungsrede für das Amt der Pröpstin für eine „resonanzfähige Kirche“ aus. Gerade in Umbruchszeiten müsse Kirche besonders „hinschauen und hinhören“. Bertram-Schäfer wurde 1966 in Seefeld in der Nähe von München geboren und wuchs im Westerwald auf. Sie studierte evangelische Theologie in Mainz und Marburg. Ihr Vikariat, die Ausbildung zur Pfarrerin, absolvierte sie in Usingen. Ihre erste Pfarrstelle übernahm sie 1997 in Dauernheim bei Nidda. Drei Jahre später wurde sie zur stellvertretenden Dekanin des Dekanats Nidda gewählt und 2005 zur Dekanin des Dekanats Büdingen. Seit 2016 ist sie Dekanin des heutigen Dekanats Büdinger Land. Die Pfarrerin ist stellvertretende Vorsitzende im Vorstand der hessen-nassauischen Dekaninnen und Dekane. Bertram-Schäfer war von 1998 bis 2013 Synodale der hessen-nassauischen Kirchensynode und Mitglied in zahlreichen Fachausschüssen. Sie engagierte sich darüber hinaus unter anderem in der Weiterentwicklung des Pfarrbildes und ist seit zehn Jahren an der Auswahl von Pfarramtskandidatinnen- und Kandidaten beteiligt. Daneben vertrat sie die EKHN auf Ebene der Evangelischen Kirche in Deutschland etwa bei Konsultationen zur Rolle der Landpastorinnen und Landpastoren.
Zur Person: Annegret Puttkammer
Annegret Puttkammer gilt als evangelische Theologin, die sich für eine „integrierende Kirche“ einsetzt, die verschiedene Frömmigkeitsstile unter einem Dach vereinen kann und die in der Öffentlichkeit seelsorglich, diakonisch und gesellschaftspolitisch Gesicht zeigt. Puttkammer wurde 1963 in Fulda geboren und verbrachte ihre Kindheit in Velbert bei Düsseldorf. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie an den Universitäten Münster und Bonn und dem Vikariat in Kleve übernahm sie dort eine halbe Pfarrstelle und eine halbe Stelle in der Krankenhausseelsorge. Von 1991 bis 1994 war sie Pastorin beim Evangelischen Bibelwerk im Rheinland. Nach ihrer Heirat zog sie zu ihrem Mann Detlef Puttkammer nach Stuttgart und war dort Bildungsreferentin im Frauenwerk der Evangelischen Kirche in Württemberg. 1997 kam sie in die EKHN und war zehn Jahre Gemeindepfarrerin in Wiesbaden und in Bad Soden-Neuenhain. 2008 wurde sie Dekanin im Dekanat Herborn. Seit 2003 ist sie auch Mitglied im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste in der Evangelischen Kirche in Deutschland und deren stellvertretende Vorsitzende. Seit 2019 ist sie zudem stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende von „midi“, der neuen Arbeitsstelle von EKD und Diakonie Deutschland für „missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung“. Die 57 Jahre alte Theologin wechselt zum Jahresende als Direktorin zum Neukirchener Erziehungsverein nach Neukirchen-Vluyn bei Duisburg. Der Verein gehört zu den größten deutschen Kinder- und Jugendhilfeträgern mit insgesamt rund 2000 Beschäftigten in zehn Bundesländern.
Hintergrund: Propstei Nord-Nassau
Zur Propstei Nord Nassau mit Dienstsitz in Herborn zählen rund 200.000 evangelische Kirchenmitglieder in 169 Gemeinden mit rund 200 Pfarrerinnen und Pfarrern. Sie umfasst Gebiete um Biedenkopf, Herborn, Westerburg und Limburg. Damit gehören Regionen in Hessen und Rheinland-Pfalz sowie ein kleiner Teil von Nordrhein-Westfalen zum Verantwortungsbereich. Die Aufgabe der Pröpstin ist mit der einer „Regionalbischöfin“ in anderen evangelischen Kirchen vergleichbar. Sie ist qua Amt Mitglied der hessen-nassauischen Kirchenleitung und Dienstvorgesetze der Dekaninnen und Dekane in der Propstei. Die Amtszeit beträgt sechs Jahre. Eine Wiederwahl durch die Kirchensynode ist möglich.
Hintergrund: Online-Gottesdienst zur Einführung
Wegen der Corona-Pandemie wurde der Gottesdienst in der Herborner Stadtkirche komplett ohne Gäste gefeiert und in voller Länge für alle live im Internet gezeigt. Es ist das erste Mal in der Geschichte der EKHN, dass ein Amtswechsel leitender Geistlicher ohne Gemeinde vor Ort begangen wurde. Ein professionelles Kamerateam um den Frankfurter Filmproduzenten Parviz Mir-Ali streamte den Gottesdienst auf die Internetseite der Landeskirche www.ekhn.de und lud zum Mitfeiern zuhause ein. (Direkter Zugang: ekhn.link/msT4V). Den Gottesdienst gestalteten unter anderem Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf, der Präses der Kirchensynode, Ulrich Oelschläger, und der Herborner Pfarrer Andree Best. Für Musik sorgten Propsteikantorin Petra Denker und die Herborner Kantorin Regina Zimmermann-Emde sowie Sabine Galande-Heep (Violoncello).
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